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Betonkettensäge
Aufgabe der Säge
Die Betonkettensäge wurde zusammen mit den großen Hebekissen, Plasmaschneidgerät und Kernbohrgerät als Anti-Terror-Pack (ATP) als Reaktion auf die Anschläge vom September 2001 für die 2. Bergungsgruppe beschafft. Die Betonkettensäge dient zum Durchdringen von Betonwänden oder zum Durchtrennen von Betonteilen, zum Beispiel um zu eingeschlossenen Personen nach Gebäudeschäden vordringen zu können.
Inbetriebnahme
Zu der Betonkettensäge gehört ein Aggregat, welches über ein Schlauchpaket mit drei Leitungen das Öl für den hydraulischen Antrieb der Kette und Wasser liefert. Das Wasser dient zur Kühlung der Kette und zum Freispülen von Kette, Säge und Schnitt von Betonschlamm.
Um die Wasserförderung aufrecht zu erhalten, liefert die Pumpe des Aggregates ca 13 - 15 l/min. Das Wasser, das nicht von der Betonkettensäge abgenommen wird (ca. 8l/min), verlässt das Aggregat über einen Beipass.
Es ist zu empfehlen, den Beipass zurück zur Wasserquelle zu führen um:
- den Wasserverbrauch zu mindern
- die Umwelt zu schonen
- Ausspülungen zwischen den Trümmern zu reduzieren. Ablaufendes Wasser kann deren Stabilität gefährden.
Das Schlauchpaket stellt durch Gewicht und Starre der Hydraulikschläuche eine große Belastung für den Führer der Betonkettensäge dar. Deshalb sollte ein zweiter Helfer beim Nachführen und Anheben des Schlauchpaketes unterstützen. Dieser kann zudem die Umgebung zur Sicherung beobachten.
Wenn möglich sollten beide Helfer einen Nässeschutzanzug tragen.
Funktion
Die Kette der Betonkettensäge hat eine schleifende Funktion und keine reißende Funktion wie bei einer Holz-Kettensäge. Auf der Kette der Betonkettensäge befinden sich keine Zähne, sondern Diamantenverstärkte Schleifblöcke die sich durch das Material reiben.
Im Vergleich mit anderen Trenngeräten aus dem THW-Baukasten (hier vor allem Trennschleifer) sollte die Betonkettensäge vor allem bei dicken und/oder armierten Betonteilen eingesetzt werden. Dünne Betonelemente lassen sich mit dem Trennschleifer wirtschaftlicher trennen.
Die Geräuschentwicklung an der Betonkettensäge ist im Gegensatz zur Kettensäge überraschend gering. Die hauptsächliche Geräuschentwicklung entsteht hier bei dem Aggregat.
Vorteile
- kein Funkenflug
- durchdringt Stahlbeton
gegenüber dem Trennschleifer
- durch das lange Kettenschwert eine deutlich höhere Eindringtiefe
gegenüber Schlagwerkzeug
- erschütterungsfreies Arbeiten
Nachteile
- Abhängig von Strom- und Wasserversorgung
- großer Personalbedarf (es muss neben dem Gerät selber zudem das Aggregat und das Schlauchpaket mitgeführt, aufgebaut und betrieben werden)
- vergleichsweise lange Zeit bis zur Betriebsbereitschaft
- Wasserentwicklung im Trümmerbereich
- hohe Betriebskosten durch Abnutzung der Ketten
Einsatztaktik
Die Betonkettensäge hat als schonendes Werkzeug zum Herstellen von Durchbrüchen einen hohen Stellenwert. Doch alleine mit geraden Schnitten ist es beim Vordringen zu Eingeschlossenen nicht getan. Für den effektiven Einsatz der Betonkettensäge sind einige Hinweise zu beachten:
- Die Betonkettensäge wird meist zum Herstellen von Öffnungen in Stahlbeton verwendet. Aus statischen Gründen und um mit möglichst wenig Schnittlänge eine nutzbare Öffnung herzustellen empfiehlt es sich, eine rautenförmige Öffnung zu schneiden, die es ermöglicht, Schleifkorb und Krankentrage durch die Öffnung zu bringen.
- Die Reihenfolge der Schnitte sollte stets die oberen Schnitte zuletzt beinhalten. So drückt das Gewicht des Wandstücks nicht auf die Säge.
- Um ein unkontrolliertes Kippen des herausgeschnittenen Wandstücks zu vermeiden, sollten die Schnitte leicht schräg ausgeführt werden. Dadurch wird die Öffnung auf der Rückseite ein paar Zentimeter kleiner als auf der Vorderseite und das Wandstück kippt nicht auf die eingeschlossene Person. Auf diese Weise kann ebenfalls verhindert werden, dass bei Deckendurchbrüchen das Deckenstück nach unten durch fällt.
- Das zur Kühlung der Betonkettensäge benötigte Wasser kann die Eingeschlossenen hinter der zu durchdringenden Wand gefährden. Das lässt sich unter Umständen vermeiden, wenn der Schnitt die Wand nicht ganz durchtrennt, sondern einen Steg von rund einem Zentimeter übrig lässt. Dafür ist es sinnvoll, eine Lehre zu erstellen, mit der sich Schnitttiefe und -winkel überprüfen lassen. Vorher muss natürlich die Dicke der Wand bekannt sein, was die Anwendungsmöglichkeiten dieser Variante schon erheblich einschränkt. So präpariert tritt das Wasser nur auf der Vorderseite aus. Allerdings muss dann nach dem Schneiden noch Gewalt angewendet werden, um die Öffnung herzustellen, was die Trümmer wieder erschüttert. Ob die Nachteile dieser Methode für den Vorteil in Kauf genommen werden können, muss lageabhängig entschieden werden.